In Cuellaje, genauer der Comunidad de Magdalena, durfte ich bei einer Gastfamilie wohnen. Durch die Nähe zum Äquator begann der Tag dort bereits um 6 Uhr morgens und alle machten sich bereit, um in die Schule oder zur Arbeit zu gehen. Die Schule, in der ich jeden Morgen Englisch unterrichtete, lag weniger als 100 Meter vom Haus der Gastfamilie entfernt. Ich unterrichtete dort 12 Primarschüler und konnte dabei mein Spanisch verbessern. Damit die Kinder auch nach meinem Aufenthalt weiterhin englisch lernen können, entwickelte ich ein Galgenmännchen-Spiel welches online verfügbar ist.
Am Nachmittag oder an den Wochenenden half ich der Gastfamilie beim Umbau ihres Hauses. Um den Staub, der von vorbeifahrenden Fahrzeugen aufgewirbelt wurde und durch die Holzlatten, welche die Fassade des Hauses bildeten, in das Haus drang, abzuhalten, bauten wir eine Aussenmauer und betonierten den Boden. Ab und an besuchten wir auch die etwas abgelegene Finca wo die Familie diverse Obst- und Gemüsesorten anbauten. Wir pflanzten Avocadobäume, ernteten Früchte und Bohnen, die wir am Abend auch verzehrten.
Neben all der Arbeit blieb auch viel Zeit für kulturelle Erlebnisse. Oft spielte ich mit den drei Kindern der Gastfamilie auf dem Spielplatz, badete im kleinen Fluss oder wir schauten einen Film. Am Wochenende gingen wir zum Fussballfeld wo die verschiedenen Fussballclubs des Dorfes, zu einem auch der Gastvater gehörte, gegeneinander spielten oder besuchten die Kirche, den Arzt oder erledigten Einkäufe für die kommende Woche.
Nach über drei Wochen bei der Gastfamilie musste ich schweren Herzens von der Familie, der Gemeinschaft und der atemberaubenden Landschaft Abschied nehmen. In einer 8-stündigen Busfahrt und einem 10-stündigen Flug durch 6 Zeitzonen kehrte ich mit einem Rucksack voller Erfahrungen in die Schweiz zurück. Obwohl sich der Alltag schnell wieder einpendelte, bleiben Erinnerungen für immer, denn «Erinnerungen sind das einzige Paradies, aus dem man uns nicht vertreiben kann» (Jean Paul).
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